(18./19.09.2021, Laubach-Münster)
Wer hätte das gedacht… Doch eins nach dem andern.
Am Freitagnachmittag dem 17. September fahren wir zu viert – eine Frau und drei Männer – rund 450 km und rund 4 1/2 Stunden nach Schotten im Bundesland Hessen um am Wochenende an der Deutschen Meisterschaft 2021 teilzunehmen. Die Fahrt – vorwiegend auf der Autobahn – zieht sich in die Länge, zumal uns der eine oder andere Stau ausbremst, was den Hunger gegen Abend zusätzlich verstärkt. Klar haben wir vorgesorgt, klar halten wir mal an einer Raststätte, trotzdem, reisen macht einfach hungrig.
Wir erreichen kurz vor der Dämmerung unsere Schlafstätte und machen uns nach kurzem Ausladen und Bezug der Schlafzimmer schnell auf den Weg zum Nachtessen. Das Raubtier will gefüttert werden. Nach dem Nachtessen, kehrt Ruhe ein. Wir fahren zurück und legen uns schlafen. Am Samstag müssen wir für die Vor- und Ausscheidungsrunde fit sein.
Die Nacht schlafen zwei etwas unruhig. Der Eine wegen dem Andern, weil der sich immer wieder bemerkbar macht, und der Andere weil der Eine schnarcht, als gäbe es fünf Ster Holz zu zerkleinern. Am Morgen ist zumindest der Andere ziemlich verkatert.
Vor dem Frühstück gibt’s Geburtstagsgratulationen. Wir haben ein Geburtstagskind unter uns. Wir geniessen ein einfaches Frühstück, packen wir unsere Doppeläxte und was wir sonst noch benötigen und fahren los zum Wettkampfplatz in Laubach-Münster, wo wir unserem ehemaligen Vereinspräsidenten ebenfalls gratulieren können. Er hatte am Vortag Geburtstag.
Wir sind früh genug ankommen, um unsere Vereinsblache aufzuhängen, einen weiteren Kaffee zu trinken, unsere Startnummern abzuholen, die Doppeläxte auf deren Wettkampftauglichkeit prüfen zu lassen und uns danach etwas warmzuwerfen. Die ungewohnte und sehr weiche Bettstatt hat in der Nacht den einen oder andern Wirbel etwas verklemmt, der Bewegungsablauf wirkt noch steif, besonders bei den zwei älteren Mitgliedern.
Unter einem Vorwand schleichen sich zwei von uns davon und fahren zum Café Göbel in Laubach, wo sie eine im Voraus bestellte Überraschungs-Geburtstags-Sachertorte für unser Geburtstagskind abholen. Rasch zurück, überreichen sie ihr die Geburtstagstorte, die sich ihrerseits schnell in Teile zerlegt und in verschiedene Mägen verkrümelt. Nicht ohne Begleitung weiterer Kaffees.
Dann geht’s endlich los. Begrüssung und Bekanntgabe der Regeln und des Wettkampfmodus, anschliessend eine Runde Einwerfen für alle Teilnehmenden auf die Wettkampfscheiben, damit diese etwas „weicher“ werden.
Bei Sonnenschein werfen wir in der Vorrunde mittelprächtig, aber Weiterkommen ist das Ziel. User Trost: Auch die Spitzenwerferinnen und -werfer haben hin und wieder einen Fehlwurf!
Um die Mittagszeit verlangen die Raubtiere ihren Tribut wollen gefüttert werden. Dann geht’s fliegend weiter. Gegen Abend folgt dann die Klarheit: Mit dem 7ten Platz bei 14 Frauen und den Plätzen 35, 38 und 40 bei 54 Männern befinden sich unsere Resultate – optimistisch gesehen – im Mittelfeld. Ob es damit für die nächste Runde reicht? – Gegen Abend steigt die Spannung, denn eine Lucky-Looser Runde wird es dieses Mal nicht geben. Soviel vorne weg – unsere Frau reisst uns aus der Misere – Frauenpower eben.
Nach vielen spannenden und auch anstrengenden Stunden sind wir wieder hungrig, gehen uns rasch umziehen und danach in Schotten in der Pizzeria 4Leoni lecker – und für uns aus der Schweiz sehr preiswert – essen. Müde wie wir sind fahren wir nach dem Dessert rasch zur Schlummermutter und legen uns gleich schlafen. (Der Eine legt sich dieses Mal im Wohnzimmer zur Ruh‘, damit der Andere schlafen kann.)
Tagwacht! Es ist Sonntag, irgendwie viel zu früh. Wir vertreiben den Schleier vor unseren Augen mit etwas Kaffee, Brötchen und leckeren Muffins unserer Schlummermutter. Danach schnell packen, Auto laden und Abfahrt zum Wettkampfplatz. Den Weg kennen wir mittlerweilen, trotz Verkehrsumleitung.
Die Übereifrigen sind schon da und werfen sich warm. Wir brauchen zuerst noch einmal einen Kaffee. Aber dann rufen uns die Äxte zu den Scheiben. Wir werfen noch ein paar Mal bevor der Wettkampf weiter geht. Die Männer können es locker angehen, sie müssen nicht mehr ran und feuern ihre Ehrenretterin an. Es wird spannend und mit fortschreitendem Wettkampf wird unsere Frau immer besser. Dann findet der Teamwettkampf statt. Wir (Nordwestschweizer) Männer erreichen im Teamwettkampf den undankbaren 4ten Platz, aber unsere Powerfrau erreicht zusammen mit einer erfahrenen Schwedin und einer irischen Powerfrau im Team „The Valkyries“ den ersten Platz! – Hammer.
Dann folgen die Finale, spannend, weil’s jetzt je näher zur Spitze desto enger wird – Punkte mässig…
Wer hätte das gedacht, unsere Powerfrau steigert sich noch einmal und wird dann – da Doppelbürgerin – noch Deutsche Vize-Meisterin! Unglaublich dieser Erfolg! Unsere Powerfrau schwebt schier vor Adrenalin, Freude und Stolz. Wir schweben etwas mit.
Nach all dem Schweben, einer kleinen Stärkung und vielzähligem Abschied machen wir uns auf den Weg nach Hause. Die Fahrt ist kurzweilig, aber wir spüren langsam die Müdigkeit. Eine kurze Rast mit Zwischenstärkung füllt den Akku wieder und die restlichen zig Kilometer fliegen nur noch vorbei. Um Mitternacht erreicht der letzte dann sein zu Hause und fällt rasch ins Land der Träume. – Was für ein Erlebnis. Nächstes Jahr sind wir wieder dabei!