Schweizer Meisterschaft 2020

Bis zum letzten Moment zittern wir: Dürfen die Schweizer Meisterschaften 2020 stattfinden? Doch auf den letzten Drücker erhalten wir am Freitag vor der Meisterschaft die Meldung: Ja! Wir packen, springen ins Auto und fahren mutig ins welsche Risikogebiet. Unsere Delegation ist mit sechs Teilnehmenden klein aber fein … und top vorbereitet, natürlich.

Die ersten Eindrücke jenseits des Röstigrabens sind durchmischt. Das Hotel in Corsier-sur-Vevey – einen Katzensprung bis zum Meisterschaftsgelände entfernt– hat eine Renovation nötig. Die Fassade ist grau, die Schrift «Café de la Place» bis zur Unkenntlichkeit verblasst. Und: Dass es auf der winzigen Terrasse für vier Masken keinen freien Platz mehr geben würde, haben wir nicht bedacht.

So schnell lassen wir die Arme nicht hängen. Internet sei dank finden wir uns einfach die Hauptstrasse entlang in einem burgähnlichen Turmhaus wieder. «La Pinte du Châtelard» hat eine maskenfreie Terrasse mit Blick auf die Sterne und die Flutlichter des örtlichen Fussballstadions. Der Abend ist mild, das Essen ausgezeichnet, der Wein wird nicht ganz dieser berühmten Weinregion gerecht, aber die freundliche Bedienung und der entspannte Besitzer machen das auf jeden Fall Wett. Schade, dass sie keine Zimmer anbieten.

Die Nacht in unserem Hotel-Café ist etwas unruhig. Auf der Terrasse wird bis zur letzten Sekunde gefeiert, gegenüber brummt alle halbe Stunde der Bus nach Vevey, und ab sechs Uhr morgens schlägt hinter der Haltestelle die einzige Kirchglocke des Ortes die Viertelstunde. Ausgeschlafen ist anders und eine winzige Unsicherheit schleicht sich ein: Werden wir es heute packen? Zu allem Übel: Frühstück? Gibt’s hier nicht. So marschieren wir nach Anweisung wieder die Strasse entlang, in die andere Richtung und landen … an der Tankstelle.  Ein paar Stehtische, Kaffee und Brötchen. Mehr liegt hier nicht drin. Gar kein Frühstück wäre schlimmer gewesen.

Punkt acht Uhr finden wir uns im weitläufigen Parc Charlie Chaplin ein und stellen fest, dass der Aufbau der Anlagen noch in vollem Gang ist. Aus unerfindlichen Gründen hat die Gemeinde dem Aufbau am Vortag nicht zugestimmt. Doch die Waadtländer Kollegen sind effizient. Getränkestand, Essensstand, 8 Scheiben, 2 Übungsscheiben, was könnte ein Doppelaxtwerfer-Herz mehr begehren? Mehr Aussicht auf den Genfersee, der unter einer Nebel-Regen-Decke verschwunden ist. Was für eine Aussicht, das offenbart uns später ein Blick ins Internet.

Der Aufbau ist beendet, es ist zehn Uhr, bald wird es ernst. Ernst ist auch das Corona-Schutzkonzept. Man trägt Masken, auch im Freien, abziehen ist nur beim Sitzen erlaubt. Der Platz ist voll und gut besucht. Besucher werden registriert und erhalten eine Nummer. 300 Leute sind zugelassen, mehr nicht. Es ist die totale Kontrolle – auch durch die Polizei, die schon frühmorgens auftaucht – und uns zum Glück ihren Segen gibt. Es kann losgehen!

45 Männer und 10 Frauen werfen um die besten Plätze. Die Stimmung ist entspannt, kollegial, ein bisschen Regen vor dem Start? Was solls. Es tut auf, Petrus ist auf unserer Seite. Musik, Gelächter um die Stände, an den Tischen. An den Wurfständen aber herrscht tiefe, stille Konzentration.

32 Männer schaffen die erste Runde, 16 die zweite und 8 erreichen das Finale. Unter ihnen zwei von uns! Frank wird Fünfter, Vincent wird Achter. Auch die Frauen stehen nicht hinten an und schicken 8 ins Finale. Frederique wird Achte.

Als der Tag zu Ende geht, sind wir müde und zufrieden. Wir haben unser Bestes gegeben und es war gut, sehr gut. Die Schweizer Meisterschaft unter der Schirmherrschaft des Verband Schweizer Doppelaxtwerfer ist vorbei. Den Organisatoren der Schweizer Meisterschaft 2020 gebührt ein grosser Dank. Alles war durchdacht. Die Meisterschaft lief reibungsfrei ab. Und die Party-Stimmung trotz Einhaltung der Corona-Vorgaben – die wird uns in fröhlicher Erinnerung bleiben.

 

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